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Oh, und wieder eine Bilanz. Unsere geliebte Telekom hat ihren Vorjahresgewinn um 6,2 % steigern können. Zum Glück konnte man auch eine schlechte Nachricht herausarbeiten: es lag nicht am Inlandsmarkt. Daher müssen leider hier aufgrund der verheerenden Finanzkrise noch weiter Stellen abgebaut werden. Puh, das war knapp, beinahe wäre man aufgrund des gesteigerten Gewinns in Erklärungsnot gekommen...

Auch VW hat mir diese Woche Spaß gemacht. Man hat doch glatt in diesem Februar infolge der Abwrackprämie so viele Autos verkauft wie noch nie in einem Februar. Da hat man dann sofort mal reagiert und Kurzarbeit ausgerufen. Man müsse die auf Halde stehenden Autos abbauen, war die offizielle Begründung. Hmmm... sollte da ein Konzern mit der Mode gehen und Kurzarbeit (sprich Geld vom Arbeitsamt) dafür nutzen, um das Lager zu räumen... tztz, ich wette, die Begründung gegenüber dem Arbeitsamt lautete eher, die Finanzkrise hätte zu einer Absatzkrise geführt.

Den Vogel abgeschossen hat diese Woche zweifelsfrei aber Frau Schaeffler. In ihrer Not hat sie sogar ihr Hobby aufgegeben: Betriebsräte verhindern.
Jetzt ist ihr aufgefallen, es wäre gut, wenn man gemeinsam mit einer Gewerkschaft auf die Gefahr hinweist, dass Arbeitsplätze akut bedroht sind. Die Politik sollte aufhorchen, denn wenn die Not schon so groß ist, dass man zum Gewerkschaftsfreund mutiert... dann wird es langsam düster. Zum Glück musste Lidl diesen furchtbaren Schritt noch nicht gehen.

Oh Mann.
Da habe ich doch glatt zwei Brüller vergessen:
Die HSH-Nordbank. Drei Milliarden hineingesteckt, und schon ist der weitere Betrieb (zumindest bis Ende Februar) gerettet. Und, so kann man heute lesen, der Steuerzahler muss nichts hinzubezahlen. Der hamburgische Haushalt werde auch nicht belastet. Das freut mich aber... auch wenn es meine Vorstellungskraft überfordert. Wie kommt man bloß an so viel Geld, ohne dass es wer mehr merkt oder gibt??? Und, warum haben wir diese unbekannte Quelle nicht schon viel früher angezapft?

Dann muss ich ja noch feststellen, dass Herr Mehdorn (der mit Vornamen Bahnchef heißt) in dieser Woche seiner Pflicht nicht nachgekommen ist, einen weiteren Skandal einzuräumen. Find ich unfair von ihm, denn der wöchentlich tagende Bundestagsausschuß hat doch auch seine Daseinsberechtigung. Das schmerzt die Politikerseele, die längst schon die Sitzungsgelder verplant hatte. Naja, vielleicht ist er einfach nicht zu Wort gekommen, unser Bahnchef Mehdorn.

Na das ist doch ganz klar. Stichwort Abwrackprämie. Die haben den alten Fuhrpark der Stadt verschrottet. Und die dann gekauften Neuwagen gleich wieder vertickt. Damit macht man locker 3 Mille.

wir haben unseren 11 Jahre alten Corsa aber noch immer im Amt.

Na hoffentlich zahlen die von BMW wenigstens in Deutschland ihre Steuern. Von Opel hat man ja gehört, dass sie das nicht gemacht haben , aber jetzt Kohle haben wollen

Du meine Güte!!

Je weiter man in die Tiefe geht, desto modderiger wird´s.

Ich find´s aber auch fast logisch, daß alle Firmen jetzt versuchen, ihr Stück vonm Kuchen abzukriegen. Egal wie.
Die ganze Sache mit den staatlichen Hilfen ist meiner Meinung nach nicht wirklich gut durchdacht.
Wem hilft man? Wem nicht? Wie hoch soll die Hilfe ausfallen? Und wann soll das Ganze mal ein Ende nehmen??

Wenn man versucht, die Naturgesetzte der Marktwirtschaft auszuhebeln, indem man sterbende Firmen künstlich am Leben hält, bringt man das ganze System ins Wanken.

Dass die freie Marktwirtschaft keine Naturgesetze hat, die der Gesellschaft gut tun, wissen wir schon ziemlich lange... die Frage ist in der Tat, wie man die Marktwirtschaft beeinflussen kann. Die Ober-Marktwirtschaftler, die Banker, haben uns gelehrt, dass man ihnen nicht vertrauen kann. Und, diese Prognose gebe ich mal ab, in einigen Monaten werden sie dieses Vertrauen in ihr Handeln mit der gleichen Selbstverständlichkiet einfordern wie vorher.

Auf die Regeln, die jetzt alle so fröhlich fordern, bin ich echt gespannt. Vermutlich wird es eine Aufsichtsbehörde geben (also, wieder mehr Staat), damit dann wieder alle einen Sündenbock (nämlich die versagenden Behörden) haben, wenn sich das alles in ein paar Jahren wiederholt. Und schon ist dann die Finanzkrise gar keine mehr, weil ja nicht die Banker am Irrsinn Schuld haben, sondern die Beamten, die ja eh immer gerne Schuld haben. Wo kämen wir denn da hin, wenn die Täter Schuld haben, wo man auch eine Behörde verantwortlich machen kann.
Ist das euch auch aufgefallen... da stirbt ein Kind in Wilhelmsburg... angeblich verhungert, und die Schuld der Eltern steht in einem Dreizeiler, die Schuld der Behörden wird nun schon am dritten Tag ausführlichst dokumentiert. Irre.

Jupp, da kann ich Dir nur in allen Teilen zustimmen.

Das ist die Grundtendent der modernen Gesellschaft: alle Verantwortung von sich weisen.
Sowohl im Sozialen als auch in der Wirtschaft.

Ich habe ehrlich gesagt doch Angst, wenn ich überlege, wie das weitergeht. Klar ist: wer sein Geld gibt, will mitbestimmen. Wenn der Staat also irgendwann regelhaft "helfend" in die Wirtschaft eingreift, will er diese auch kontrollieren. Mit besagter Aufsichtsbehörde. Wieviel Macht wird sie haben??

Ja, so kann es natürlich auch laufen!

Aber ich bin sicher, daß so manch ein Politiker da einiges an "Möglichkeiten" wittert.
Der Wirtschaft endlich mal die Zügel etwas strammer nehmen - endlich hat man mal was in der Hand geegen die.

Die machen doch immer wieder den selben Fehler... einige Politiker haben es nicht mal nach diesem Desaster geschafft, ihre gewohnten Floskeln vom freien Markt und "das regelt sich alles von alleine" abzulegen. Am Ende wird es lediglich eine Spndenbehörde geben, vielleicht sogar eine weltweite, aber, mehr auch nicht. Zu schön war die Zeit, als das System funktionierte.

Tja, die Frage ist dann ja, was war damals anders, als es noch funktionierte??

Einmal der Glauben. Der feste Glauben, dass Banken nicht pleite gehen können. Tja, das hat sich erledigt.
Zum Zweiten funktioniert ein System immer nur solange, wie genug Kapital nachgelegt werden kann. Irgendwann ist das Kapital schlicht ausgegangen. Nun kann man sagen, das war absehbar. Mein Prof an der Uni Münster hat das Absehbare schon 1990 in den Vorlesungen prognostiziert. Aber, auch er konnte nicht sagen, wann es geschehen würde... tja, und das war dann wohl auch die Versuchung, denen die Banker erlegen sind. Schnelles Geld machen, solange es noch geht und hoffen, dass die Risikoanleihen noch das schnelle Geld abwerfen, bevor das System kippt. Frei nach dem Motto, mein angelegtes Geld wird drei Jahre gutes Geld abwerfen, also investiere ich auf die Hoffnung, dass nichts in den drei Jahren kippt. Das meinte unser finanzsystemerfahrener Bundespräsident auch gestern, als er das "unverantwortliche Zocken" ansprach.
Was sicher auch mein Prof von damals nicht ahnte, ist die Dimension, in der das System gekippt ist. Man glaubte eher an ein kräftiges Marktrütteln statt an das Erdbeben. Sorgen macht mir, dass unser -wie ich schon sagte- finanzsystemverstehender Bundespräsident auf mich gestern den Eindruck machte, dass wir immer noch in der Phase der Vorbeben zu sein scheinen... er erwartet offensichtlich noch das eigentliche Erdbeben. Uff.

Gestern las ich in einer Sonntagszeitung, dass über 60 % der deutschen Bevölkerung angibt, noch nichts persönlich von der Krise zu spüren. Aber nahezu alle glauben, sie käme noch... 85 % seien aber der Überzeugung, dass 2010 schon wieder alles vorbei ist.
Auf dieser Basis gewinnt die Bundestagswahl im Herbst ja an riesiger Bedeutung. Wer die gewinnt, kann relativ kurzfristig von sich behaupten, die Krise abgewendet zu haben. Ein gutes Image blüht dem Gewinner.
Oder sollte die Krise ein Gutes haben und alle lernen, dass Vieles global zusammenhängt und gar nicht immer alles deutschgemacht ist???