Wer meint, daß man so ein Fest durch Flaschen und Steinwerfen versauen muß, hat selber schuld, wenn er dann auf die Fresse bekommt.
Warum aber mal wieder Unbeteiligte ordentlich was abbekommen (ja, schon klar, wer auf der Schanze an so einem Abend rumläuft ist nicht unbeteiligt), warum das Jolly Roger gestürmt wird (das gar nicht in der Schanze liegt) und Hossa (ist bei St. Pauli ziemlich bekannt) nun keine Zähne mehr hat, verstehe ich nun gar nicht. Aber das liegt wohl daran, daß ich
In Antwort auf:ein gestörtes Verhältnis zu diesem Rechstaat und zur Demokratie
habe. Denn auch ich empfinde ein großes Polizeiaufgebot in voller Montur auch nicht wirklich als deeskalierend.
So langsam muß man sich in Hamburg wohl wieder sorgen machen, wenn man zum Fußball, auf Stadtfeste oder einfach nur in die Innenstadt will, wenn man nicht den Vorstellungen des Hamburger Innensenators entspricht. Macht mir irgendwie Angst.
Bisschen was zum lesen (mit sehr verschiedenen Blickwinkeln ):
Warum ist es Aufgabe der Polizei, deeskalierend zu wirken? Warum ist es nicht Aufgabe der friedlichen Schanzenbewohner, die dieses "Fest" unbedingt haben wollen, deeskalierend zu wirken? Das haben sie nämlich aufgegeben... finde ich. Klar, ein Polizist sollte es hinbekommen, dass er sich nicht provozieren lässt. Er sollte sich aber auch nicht teilnahmslos mit Steinen bewerfen lassen müssen. Und auch nicht ungeschützt. Ich kann die Polizisten sehr gut verstehen, dass sie nur in schwerer Ausrüstung zum Einsatz Schanzenfest gehen. Versagt hat meiner Meinung nach die Politik, die sich nicht getraut hat, das Fest konsequent zu untersagen, wenn man doch schon weiß, dass die Veranstalter dieses Festes sich einen Teufel drum scheren, ob Steine fliegen oder nicht. Die Politik hat das Schanzenfest "geduldet", und so müssen sie sich nicht wundern, wenn zwei Gruppen (Polizei und Autonome) sich eine Straßenschlacht liefern.
Und, warum hat man beim Rostock-Spiel nicht die Polizei mit den Rostockern allein gelassen? Wäre den Hamburgern gut zu Gesicht gestanden, aber... ohne kloppen macht es wohl keinen Spaß. Und, genau das ist es, worum es geht... es geht nicht gegen den Rechtsstaat, oder gegen die Staatsgewalt... alles Nonsens. Es geht den Autonomen längst nur noch um den Spaß, sich auf der Straße mit der Polizei zu schlachten. Deswegen werfen sie die Steine. M.E. soll jeder, dem ein Steinwurf nachgewiesen wird (das kann man ja mittlerweile per Video ganz gut), wegen versuchten Mordes für ein paar Jahre eingesperrt werden. Egal, ob sie wen getroffen haben oder nicht. Wenn sie dann entlassen werden, sind sie eh nicht mehr in dem Randale-Alter...
Tja, und all die friedliebenden Schanzenbewohner und Kneipengänger... die sollte man mal fragen, wieso sie sich eigentlich nicht in die Mitte stellen, zwischen Polizei und Randalierer. Als Puffer. Um den einen zu zeigen, wir brauchen keine Staatsgewalt, und um den anderen zu zeigen, wir lassen uns nicht für eure Straßenschlachtgeilheit missbrauchen. Das wäre doch mal was. Aber, sie ziehen sich lieber zurück und wirken als Zuschauer für die Situation nur noch mehr eskalierend. Denn, was wäre eine Straßenschlacht, wenn es keiner bemerken würde...???
Zitat von Qualle... M.E. soll jeder, dem ein Steinwurf nachgewiesen wird (das kann man ja mittlerweile per Video ganz gut), wegen versuchten Mordes für ein paar Jahre eingesperrt werden. Egal, ob sie wen getroffen haben oder nicht. Wenn sie dann entlassen werden, sind sie eh nicht mehr in dem Randale-Alter...
Sehe ich auch so. Ist nix anderes, als Steine oder Holzklötze von der Autobahnbrücke zu werfen.
Die meisten, die da randalieren, sind weder aus Hamburg noch aus irgendwie politischen Gründen da. Die haben nur Spaß am Krawall. Weg damit! Zwischen die Fronten bringt nix, weils den Fronten ziemlich egal ist. Der Polizei ist ein friedliebender Schanzenbesucher zur Schanzenfest-Zeit genauso ein Dorn im Auge wie den Randalierern. Von Polizeiseite heißt es dann, man würde den Randalierern Schutz bieten, oder als Schutzschild dienen... Und den Randalierern ist ein "Unterstützer" der Polizei genauso verhasst wie diese. Der Staat hat eben das Problem, diesen (immer noch) kreativen Stadtteil zu brauchen, eben auch wegen seiner Wirtschaftskraft, und als Gegengewicht zum Kiez. Da nimmt man einige andere Sachen wohl in Kauf. Nach Anwohnerangaben wars übrigens recht ruhig dieses Jahr...
Ich will keineswegs Gewalt gegen die Polizei gutheißen. Im Gegenteil, die verurteile ich.
Was mich maßlos stört, ist der umgekehrte Fall. Da werden regelmäßig Unbeteiligte bei Polizeieinsätzen umgeknüppelt und nichts passiert. Lediglich ein einziges Mal habe ich was von einer Verurteilung von prügelnden Polizisten mitbekommen und das war nach den Bambule-Demos, weil da einige Polizisten etwas übereifrig die Kollegen in zivil vermöbelt haben. Und wenn jemdand vor dem Jolly einen Schlagstock ins Gesicht bekommt, dann hat das nichts mit Verhältnismäßigkeit oder Pech zu tun. Das ist schlichtweg Körperverletzung. Und ja, ich glaube dem Menschen, daß er eben nichts weiter getan hat. Warum ? Tja, da fallen mir diverse Demos ein, an denen ich teilweise nicht mal teilgenommen habe und dummerweise nur in der Gegend war (weil ich da nämlich gewohnt habe).
Und auch ich bin ein friedliebender Mensch. Aber deswegen zwischen Randalierern und Polizei stellen ? Da kommt man nie heil raus.
Ich kritisiere Gewalt jeder Art. Aber, ich vermisse das solidarische Zusammenstehen... das tun viele leider nur in eine Richtung, gegen die Polizei. Gegen Polizeiwillkür werden von den Friedlichen Gruppen gebildet, auf Polizisten wird eingeredet oder sie "blockiert". In der heutigen Mopo lautete der Schlüsselsatz über den Einsatz im Jolly Joker: "eine Festnahme, daraufhin hat sich eine Gruppe mit dem Festgenommenen solidarisiert". Das kenne ich auch, dass sich Linke gerne mal "solidarisieren", auch ohne Gewalt anzuwenden. Solidarität finde ich auch gut, aber, bitte in beide Richtungen. Ich habe noch nie gelesen oder es gesehen, dass sich Passive in der Schanze mit der Polizei solidarisiert hätten und sich (gerne gewaltfrei) gegen Randalierer gestellt hätten.
Und genau das vermisse ich auch bei denen, die das Schanzenfest organisiert oder auch nur aus Verbundenheit mit der Szene besucht haben. Die haben die Krawalltouristen sehr wohl auf ihrem Fest gesehen und sie weltoffen toleriert. Aber, gegen Gewalt solidarisieren tun sie sich nur, wenn die Gewalt von der Polizei ausgeht. Vielleicht sollte man einfach mal das Schanzenfest inkl. der tradionellen Ausschreitungen im Nachgang polizeifrei lassen. Natürlich inklusive der Feuerwehr, die die brennenden Straßenblockaden nicht löscht. Ich bin mir sicher, dass das Geschrei, die Polizei habe ja nicht geholfen, riesig wäre. Gerade bei den ach so toleranten Schanzenbewohnern, die dann vor ihrem abgebrannten Stadtteil stehen würden...
Es wird sich auch gegen Aggros und Krawallmacher solidarisiert, es nimmt nur keiner zur Kenntnis. Wenn man sich gegen die Polizei solidarisiert, wird das gleich auf einer Pressekonferenz vermeldet - meist von Leuten, die nicht mal anwesend waren oder überhaupt Kenntnis von den direkten Vorgängen haben. Fakt ist, das es oft Kleinigkleiten sind, die die Situation eskalieren läßt, von Seiten der Polizei vermisse ich da häufig die Verhältnismässigkeit der Mittel. Beispiel (selbst gesehn): Vor 2 Jahren auf dem Schanzenfest haben drei oder vier Kiddies so einen Mülleimer mit Papier und Holz gefüllt und angezündet, so einen wie damals auf dem Schulhof: Ganz aus Metall. Wenn dann 50 Polizisten und zwei Wasserwerfer auffahren find ich das derbe übertrieben. Das dann andere Krawallos nur auf diesen Moment gewartet haben, ist klar... Tja, mal schauen, was (und ob überhaupt) interne Ermittlungen erbringen. Das die Hamburger Polizei relativ entspannt ist, die Kollegen aus anderen Bundesländern aber meist unerfahren und übereifrig sind, hab ich auch schon mit eigenen Augen erleben müssen.
Zum einen stimme ich Tritop zu. Es gibt Solidarität gegen Gewalttäter. Und natürlich auch Soldiarität mit der Polizei. Fängt doch schon damit an, daß grundsätzlich kaum einer glaubt, das die Zecken da gar nichts gemacht haben....so ist es doch immer. Wer von der Polizei auf die Fresse kriegt, hat schon selber schuld. Dabei sind Beleidigungen und Bedrohung bei größeren Polizeieinsätzen (selbst wenn gar nichts los ist) an der Tagesordnung. Hab ich nun leider oft genug selber erlebt. Und wer das alles nicht glaubt, kann gern beim nächsten Castor-Transport mal versuchen von LG nach HH zu pendeln.
Und nur weil es jetzt mal doof war das Jolly zu stürmen und ein bisschen in der Presse steht, ist sowas bei weitem kein Einzelfall. Aber das Rauschen im Blätterwald der Presse wird sich wieder beruhigen und die schöne Statistik wird sicher nicht versaut werden.
Zitat von Qualle... M.E. soll jeder, dem ein Steinwurf nachgewiesen wird (das kann man ja mittlerweile per Video ganz gut), wegen versuchten Mordes für ein paar Jahre eingesperrt werden. Egal, ob sie wen getroffen haben oder nicht. Wenn sie dann entlassen werden, sind sie eh nicht mehr in dem Randale-Alter...
Sehe ich auch so. Ist nix anderes, als Steine oder Holzklötze von der Autobahnbrücke zu werfen.
Kann man gern machen.
Aber gilt das auch für Polizisten, die mit Schlagstöcken ins Gesicht schlagen ? Zum einen ist das nicht erlaubt, zum anderen ist das auch lebensgefährlich.
Grundsätzlich ja, auch wenn der Schlag mit einem Schlagstock zwar enorm schmerzhaft, aber nicht tödlich ist. Die Nutzung des Schlagstockes ist trainiert und ein Polizist weiß um die Wirkung. Also wäre ein unbegründeter Einsatz des Schlagstockes strafrechtlich eher vorsätzliche Körperverletzung, denn er wird gezielt eingesetzt. Da sehe ich den fliegenden Stein doch als wesentlich bedrohlicher an. Der Wurf mit dem Stein ist selten ein gezielter Wurf gegen eine bestimmte Person, sondern der Versuch, einen Menschen zu verletzen, wobei die Tötung durchaus "in Kauf" genommen wird. Hinzu kommt, dass diese Steinewerfer ja gar nicht verstehen, dass es sich um Menschen handelt... sie bekämpfen ja die Staatsgewalt, also etwas Abstraktes in Polizistengestalt. Dass es sich unter den Polizeihelmen um angegriffene MENSCHEN handelt, mag keiner so Recht sehen.
Und, ich habe noch nie gesehen, dass sich "Solidarisierende" zwischen die Fronten stellen mit Blick auf die Randalierer... einzelne werden per Diskussion versucht, von dem Irrsinn abzulassen. Aber, gegenüber der Polizei solidarisiert es sich leichter. Da werden friedliche Menschenketten gebildet, damit der Wasserwerfer nicht weiter kommt. Eine solche Menschenkette würde ich mir auch mal wünschen in Richtung einer Straßenblockade. Kommt aber nicht ernsthaft in Frage, ich weiß :-(
Und genauso wird es im Jolly gewesen sein... da wird schon mal Solidarität mit den Randalierern und Missfallen gegenüber der Polizei bekundet, friedlich natürlich. Aber, ein Pfeifkonzert oder Sprechchöre gegen die Randalierer habe ich aus dem Jolly noch nie gehört. Das rechtfertigt natürlich nicht einen überzogenen Einsatz der Polizei, aber es spiegelt genau mein Problem wider, was ich habe mit der achso freien linken Szene. Wenn nämlich die Leute im Jolly sagen und zeigen würden, dass sie die Randalierer doof finden, verlören diese ihre Zuschauer und somit wahrscheinlich sogar ihre Lust am Randalieren. Aber, das wäre ja unsolidarisch gegenüber den Autonomen, und da ist man sich doch einig: Lieber Idioten dulden und durch die Duldung evtl. auch puschen als einem Polizisten helfen, die Randale zu beenden.
Die Mopo berichtet übrigens auch über den Einsatz im Jolly. Nennt es auch völlig überzogen von der Polizei und schildert dramatische Dienstvergehen. Sie berichtet aber auch über eine Solidaritätsbekundung im Jolly im Vorfeld der Straßenschlachten. Und, so kenne ich auch das Jolly... selbstverständlich wird keiner handgreiflich, aber noch selbstverständlicher ist es, dass auch keiner Handgreiflichkeiten gegenüber der Polizei verhindern würde. Und man würde am Selbstverständlichsten niemals einen flüchtenden Randalierer "rausschmeißen" und der Polizei übergeben. Das käme ja schon mal überhaupt nicht in Frage, weil der flüchtende Randalierer natürlich just im Jolly erkennt, was er für einen Quatsch gemacht hat und somit eine zweite Chance verdient hat.
Letzteres würde ich nicht unterschreiben. Man hat sich von seiten des Jolly und des Betreibers Ballkult e.V. schon mehrfach gegen Gewalt ausgesprochen. Randalierer werden da üblicherweise eben nicht gedultet und speziell nach dem Rostock-Spiel wurde da noch mal deutlich drauf hingewiesen, daß solche Herrschaften draußen bleiben müssen (und in dem Fall auch mußten). Sicher wird das auch nicht immer klappen, aber so ist da die Zielsetzung.
Wer heute randaliert, darf morgen nicht ins Jolly? Das glaube ich ja nie und nimmer nicht. Wer heute randaliert, darf ja sogar morgen wieder ins Stadion... da ist ja nicht mal der FC St. Pauli konsequent... siehe damals die, die in der AOL-Arena die Sitze abgefackelt haben. In nahezu jedem anderen (Profi)Fußballverein in Deutschland hätte das eine Stadionsperre nach sich gezogen. Ich kenne da eigentlich nur Pauli und Rostock, die das unter sich klären... und ich ärgere mich verteufelt, dass wir diesbezüglich mit Rostock auf einer Stufe stehen.Wenn auch politisch etxrem gegensätzlich.
Das könnte schon allein aufgrund der Nachweise schwierig werden. Auch im Jolly gibt es keine Fotokartei mit stadtbekannten Steineschmeißern. Aber wer heute vor dem Jolly Steine schmeißt, darf heute da auch nicht rein. Und darf auch da üblicherweise nicht weiter Steine schmeißen. Und wenn man sich den Vorstand von Ballkult anguckt (die ja den Laden betreiben) so sind mir da doch zumindest 2 von 3 bekannt. Und beide haben sich schon öfter aktiv gegen Gewalt ausgesprochen. Einer tut das sogar berufsmäßig beim Verein (also nicht Ballkult, sondern St. Pauli). Sicher sind die nun nicht repräsentativ für ganz Ballkult, aber das zeigt schon ein wenig, was man da will.
Sich gegen Gewalt aussprechen, tun viele. Sich gegen Gewalt stellen, leider nicht. Ich kenne die Leute von Ballkult nicht. Meine Beobachtung ist, dass viele Pauli-Anhänger und -Mitglieder eine unterschiedliche Toleranzschwelle haben gegenüber den beiden an Straßenschlachten beteiligten Gruppen. Das gilt noch viel mehr für die klassischen Schanzenbewohner. Was mich dabei besonders ärgert, ist die hartnäckige Weigerung, Polizisten als Menschen zu bezeichnen. Oft höre ich, dass das Randalieren halt Ausdruck gegen die Staatsgewalt, gegen das Kapital oder/ und für die Freiheit ist. Da schwingt für mich immer ein Hauch Verständnis mit. Naja, es sind halt auch nur Menschen und die machen halt Fehler, heißt es auch manchmal. Sagt man dann, dass auch Polizisten Menschen sind, hagelt es Unverständnis. Das habe ich letztens bei einer Gewerkschaftsveranstaltung erlebt mit einer Linken-Abgeordneten. Die wurde richtig wild und drohte mir mit Rausschmiß aus der Veranstaltung. Hab mich bei ihr bedankt für so viel Ehrlichkeit und ihr viel Glück gewünscht, dass sie auf tolerantere Menschen treffen möge als ich es gerade tat.